Ein Bericht zur Exkursion ins ehemalige Konzentrationslager (KZ) Struthof-Natzweiler
Nass, kalt und auf jeden Fall eine Reise wert! Da in der dritten Klasse die Themen Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg eine grosse Rolle im RZG-Unterricht spielen, haben unsere drei Lehrpersonen beschlossen, mit allen Drittklässern die KZ-Gedenkstätte ,,Mémorial Struthof‘‘ im elsässischen Natzweiler-Struthof zu besuchen. Das persönliche Erleben einer solchen Stätte hilft enorm, um die Thematik tiefer-gehend zu verstehen.
Früh am Morgen des 16. November 2023 sind wir, ca. 70 Schülerinnen und Schüler und unsere Lehrerinnen, also mit dem Car in Möhlin losgefahren. Unterwegs haben die einen Musik gehört oder Zeitung gelesen, andere haben die lustige Gesellschaft genossen und fröhlich geplaudert. Nach ca. 2 ½ Stunden sind wir beim ehemaligen Konzentrationslager im französischen Elsass angekommen. Leider war das Wetter vor Ort alles andere als gut und zu der eisigen Kälte gesellte sich bald auch Regen.
Aufgeteilt in zwei Gruppen und mit unterschiedlichen Beobachtungsaufträgen ausgestattet, starteten wir unseren Besuch. Meine Gruppe besuchte zuerst das Museum am Eingang der Stätte. Hier konnte man auf kleinen Bildschirmen Informationen über die Deportierten, die auch dort inhaftierten Widerstandskämpfer sowie über Allgemeines zum Thema Konzentrationslager und Faschismus gewinnen. Leider war vieles auf Französisch geschrieben, doch einige Übersetzungen und ein Film über das Gelände und dessen Geschichte machten das schnell vergessen. Ebenso konnten wir den sogenannten ,,Kartoffelkeller‘‘ besichtigen, bei dem bis heute nicht geklärt ist, für was er wirklich benutzt werden sollte – für die Lagerung von Kartoffeln nämlich gerade nicht.
Auf dem Lagergelände selbst stehen zwei Barracken – die ehemaligen Unterkünfte –, in eine konnte man hineingehen und sehen wie die Häftlinge ,,gelebt‘‘ haben und wie ihr Alltag aussah. Ausserdem gibt es auf dem Gelände ein Krematorium und einen Zellenblock. Darin war neben Arrestzellen für auffällige Häftlinge auch ein Raum, in dem Ärzte an den Häftlingen medizinische Versuche durchführten. Im benachbarten Krematorium wurden früher die Leichen der verstorbenen Häftlinge verbrannt, bis heute kann man den originalen Ofen betrachten.
Weiterhin besuchten wir auf dem Gelände den sogenannten Todesgraben sowie den Platz mit einem Galgen für Hinrichtungen – beides Orte, an denen die Häftlinge der Schikane der SS-Wachleute ausgesetzt waren. Das ganze Areal war von doppeltem, stromdurchflossenen Stacheldrahtzaun und zahlreichen Wachtürmen umringt.
Der abschliessende Besuch der noch gut erhaltenen Gaskammer, die im Originalzustand zu besichtigen ist, brachte Schweigen unter uns Drittklässlern auf. Denn vor so einem Raum zu stehen und sich die Szenen vorzustellen, die sich dort abgespielt haben könnten, ist schon krass.
Der Besuch im ehemaligen KZ war eindrucksvoll und bewegend. Wir alle waren während des Aufenthalts sehr leise, was ich auch wichtig finde, da dieser Ort den größten Respekt verlangt. Das Ganze hat uns alle sehr zum Nachdenken über das Leben angeregt und wir waren erstaunt, wie man sich während eines solchen Gedenkstättenbesuchs mit all den originalen Ausstellungsstücken und Gebäuden all das viel eindrücklicher vorstellen kann, was damals dort passiert ist.
Das Thema im Unterricht zu besprechen hatte auf mich eine andere Wirkung als am Ort des Geschehens zu stehen. Im Unterricht waren es Fakten, die bei mir keine starken Emotionen ausgelöst haben, weil ich selbst nicht betroffen war. Aber als ich vor Ort im KZ stand und daran gedacht habe, was hier passiert ist, war es für mich sehr bedrückend, daran zu denken, dass hier Menschen waren, die gequält wurden und auf ihren Tod warteten und die Menschen darum herum nichts dagegen getan haben. Ich hoffe, dass die Menschen aus der Vergangenheit lernen, so etwas nicht mehr passieren wird und es solche grausamen Stätten nicht mehr geben wird.
Es ist dennoch wichtig, solche Orte wie diese KZ-Gedenkstätte aufrecht zu erhalten, damit wir die Ge-schichte immer vor Augen haben und nie vergessen, was dort passiert ist. Trotz all der Schwere in der Thematik und trotz Regen und Kälte hat sich die lange Busfahrt ins Elsass zum ,,Mémorial Struthof‘‘ wirklich gelohnt.